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1. Die vorchristliche Zeit - S. 146

1877 - Leipzig : Brandstetter
146 Plan Philipp's, ganz Griechenland unter seine Botmäßigkeit zu bringen, und erhob sich mit aller seiner Kraft, seine Mitbürger vor dem gefährlichen Feinde zu warnen. Dieser brave Grieche hieß Demosthenes. Er war der Sohn eines Waffenschmieds in Athen und ließ selbst noch dieses Geschäft durch Sklaven betreiben. Seinen Vater verlor er schon als siebenjähriger Knabe. Da er schwächlich und kränklich war, konnte er an den Leibesübungen der übrigen Knaben nicht theilnehmen und mußte deshalb manchen Spott über sich ergehen lassen. Niemand ahnte damals in ihm den künftigen großen Redner, denn er besaß eine schwache Brust und stotterte, konnte auch das R nicht aussprechen. Einst hatte er eine Rede des Redners Kallistratos gehört und war von derselben so ergriffen worden, daß er den Entschluß faßte, selber die Kunst der Beredtsamkeit zu studiren. Er las nun mit dem größten Fleiß die Werke der griechischen Schriftsteller, um sich ihre Darstellungsweise anzueignen und ein großes Werk, die Geschichte des Thucydides, schrieb er achtmal ab. Auch hörte er den berühmten Weisen Plato und den Redner Jsäos. Zuerst trat er mit einer Anklage gegen seine Vormünder aus, die ihn durch ihren Eigennutz um sein Vermögen gebracht hatten. Er gewann den Prozeß, erhielt aber nur einen kleinen Theil seines veruntreueten Geldes zurück. Nun wagte er es, auch öffentlich vor dem athenischen Volke aufzutreten, aber seine Rede wurde ausgepfiffen und verlacht. Dasselbe Schicksal hatte er auch bei einem zweiten Versuche. Voll Verdruß und Mißmuth lief er nach Hause und beklagte sich bei seinem Freunde Satyros, der ein Schauspieler war, bitter über die Ungerechtigkeit des Volkes, das so viele ungebildete Menschen gern höre und ihn, der allen Eifer auf die Beredtsamkeit verwandt habe, so schmählich behandele. „Du hast Recht," sagte Satyros, „doch ist vielleicht dem Uebel abzuhelfen, wenn du mir eine Stelle aus dem Sophokles oder Euripides hersagen willst." Demosthenes that es und nun wiederholte der Schauspieler dieselbe Stelle mit einem so lebendigen Vortrage und ausdrucksvollen Mienenspiele, daß Demosthenes eine ganz andere Stelle zu hören glaubte. Da sah er ein, daß ihm noch Vieles fehle, und ohne sich abschrecken zu lassen, ging er nun mit verdoppeltem Fleiß an seine Ausbildung. Um seine Stimme zu stärken, begab er sich an die Meeresküste und suchte das Tosen der an die Ufer schlagenden Wellen zu überschreien. Dann nahm er Kieselsteine in den Mund und versuchte dennoch deutlich zu reden; er ging steile Berge hinan und sagte dabei Reden her, um feinen Athem zu stärken. Um sich längere Zeit den Ausgang unter das Volk zu versperren, schor er sich das Haupt auf einer Seite. Während dieser freiwilligen Verbannung übte er sich in einem unterirdischen Gemache vor dem Spiegel in der Haltung des Körpers und im Mienenspiel. Nach solchen Vorübungen trat er von Neuem vor dem Volke auf und jetzt erntete er allgemeinen Beifall. Was das Aeußere der Beredtsamkeit betrifft, hat kein Mann schlechtere Anlagen zum Redner gehabt, als De-

2. Die vorchristliche Zeit - S. 123

1877 - Leipzig : Brandstetter
123 Mehrmals kämpfte Sokrates für sein Vaterland und sein Name ward unter den Tapfersten genannt, aber bescheiden leistete er Verzicht auf die öffentliche Anerkennung seiner Verdienste. Durch seine Unerschrockenheit rettete er in einer Schlacht dem Alcibiades das Leben. Der kühne Jüngling war schon verwundet niedergesunken; da eilte Sokrates herzu, deckte ihn mit seinem Schilde und entzog ihn glücklich der Gefahr. Ebenso unerschrocken war er auch im bürgerlichen Leben, und weil er die Gottheit fürchtete, kannte er keine Menschenfurcht. Als die Athener bei Lesbos einen Sieg über die Flotte der Lacedämonier gewonnen hatten, waren zwei von den zehn Befehlshabern beauftragt worden, die während des Gefechtes schiffbrüchig Gewordenen zu retten und die Leichname der Gebliebenen in Sicherheit zu bringen. Die stürmische Witterung hatte dies aber unmöglich gemacht. Darüber zogen die wankelmüthigen Athener _ sämmtliche Zehn zur Verantwortung vor Gericht und in der Leidenschaft verlangte man, Alle auf einmal zu verurtheilen. Sokrates aber, der an diesem Tage gerade Vorsitzender der richterlichen Versammlung war, widersetzte sich standhaft jenem Vorhaben, weil es wider das Gesetz sei, Jemanden ohne Verhör zu verdammen. Das Volk tobte, viele der Mächtigen droheten, aber Sokrates blieb fest, ließ sich nicht einschüchtern vom Geschrei des Volkes und dem Zorn der Vornehmen und sein Wille drang durch. Denn er war des Glaubens, daß die Götter Alles wüßten, was man redete oder handelte, ja auch was das Herz dächte. 2. Lehrweise. Sokrates bildete nicht, wie die Philosophen nach ihm, eine abgesonderte Schule oder einen geschlossenen Kreis von Jüngern, sondern suchte vielmehr allen seinen Mitbürgern durch gelegentliche Unterredungen zu nützen. Als ein echter Bürgerfreund und leutseliger Mann verkehrte er mit den verschiedensten Menschen aus allen Ständen von jederlei Alter und Gewerbe, und, tote Einer unserer Dichter von Jesu sagt, daß er durch Gleichniß und Exempel jeden Markt zum Tempel gemacht, so wurde oftmals durch Sokrates die Werkstatt eines Riemers oder Panzermachers zu einer Akademie und Schule der Weisheit. Man konnte ihn den größten Theil des Tages an öffentlichen Orten sinden. Frühmorgens besuchte er die Hallen und Gymnasien, wo die athenische Jugend Leibesübungen trieb, auch viele Erwachsene sich einfanden, um sich über Dies und Jenes zu besprechen. Nach der dritten Stunde (9 Uhr Vormittags) war er auf dem Markte und die übrige Zeit des Tages da, wo er die meisten Leute vermuthete. Dabei sprach er mehrentheils und wer Lust hatte, konnte ihm zuhören. „Menschen zu sangen"*), wie er selber sagte, war bei diesem scheinbaren Müßiggänge sein Zweck. Und daraus verstand er sich trefflich. Sokrates wünschte den Tenophon, einen schönen Jüngling von vor- *) Math. 4, 19: Folget mir nach, ich will euch zu Menschenfischern machen.

3. Die vorchristliche Zeit - S. 124

1877 - Leipzig : Brandstetter
124 trefflichen Geistesgaben, in seinen Umgang zu ziehen. Einst begegnete er ihm in einer engen Gasse und hielt ihm einen Stock vor. Der Jüngling blieb stehen. „Sage mir doch," begann Sokrates, „wo kauft man Mehl?" — „Auf dem Markte," war die Antwort. — „Und Del?" — „Ebenda." — „Aber wo geht man hin, weise und gut zu werden?" — Der Jüngling schwieg und sann auf eine Antwort. „Folge mir", sprach der Weise, „ich will es dir sagen!" Seitdem schlossen die Beiden eine innige Freundschaft und Xenophon ward ein Mann, der sich nachmals nicht nur als Feldherr und Schriftsteller, sondern auch durch Tugend und Frömmigkeit bei seinen Zeitgenossen und bei der Nachwelt in hohe Achtung setzte. Seine Schüler hingen mit aller Hingebung an ihm und kannten keinen höhern Genuß, als um ihn zu sein und ihn zu hören. Der schon oben erwähnte Antisthenes, der außerhalb Athens wohnte, ging täglich eine Stunde weit, um Sokrates willen. Euklid von Megara kam oft vier Meilen weit, um nur einen Tag mit dem geliebten Lehrer beisammen zu sein. Als die Athener beim Ausbruch des Krieges gegen die Megarenser Jedem derselben bei Strafe des Todes verboten, in die Stadt zu kommen, schlich Hch Euklid öfters in Weiberkleidern durch das Thor, um eine Nacht und einen Tag bei Sokrates zu weilen. Dann ging der treue Schüler wieder zur Nachtzeit nach Megara zurück. _ „Nichts konnte nützlicher sein," versicherte Tenophon, „als seine Gesellschaft und sein Umgang. Selbst wenn er abwesend war, gereichte noch sein Andenken Denen, die bei ihm gewesen waren, zur Stärkung und Kraft in allem Guten." Mancher lasterhafte Jüngling hat von seinen Sünden abgelassen und durch Sokrates Lust zum Guten bekommen. Er rief Allen den schönen Spruch des Hesiod ins Gedächtniß: Vor die Trefflichkeit setzten den Schweiß die unsterblichen Götter, Lang' auch windet und steil die Bahn zur Xugenb sich aufwärts Und ist rauh im Beginn, boch wenn bu zur Höhe gelangt bist, Alsdann wird sie dir leicht und bequem, wie schwer sie zuvor war*). Auf die leichteste und einfachste Weise verstand es der weise Mann, die Wahrheit seinen Schülern einleuchtend zu machen. So belehrte er den jungen Alcibiades, als dieser große Schüchternheit verrieth, künftig vor dem Volke als Redner aufzutreten, folgender Art: „Würdest du dich wohl fürchten vor einem Schuster zu reden?" — „O nein!" — „Oder könnte dich ein Kupferschmied verlegen machen?" — „Gewiß nicht!" — „Aber vor einem Kaufmanne würdest du erschrecken?" — „Eben so wenig!" — „Nun stehe" — fuhr er fort — „aus solchen Leuten besteht das ganze athenische Volk. Du fürchtest die Einzelnen nicht, warum wolltest du sie versammelt fürchten?" Seinen Unterricht gab Sokrates stets unentgeltlich. Der junge Aeschi-nes wünschte sehr, ein Schüler des Sokrates zu werden, scheute sich aber. *) Matth. 7, 13. 14: Und die Pforte ist eng und der Weg ist schmal, der rc.

4. Die vorchristliche Zeit - S. 6

1877 - Leipzig : Brandstetter
Die geeinteste Kaste war die der Priester. Sie waren die Erzieher und Räthe des Königs, sie gaben die Gesetze und richteten das Volk nach diesen Gesetzen. Sie bestimmten nach dem Laufe der Gestirne und dem regelmäßigen Austreten des Nil die Emtheilung des Jahres und Ordnung des Kalenders; sie waren die einzigen Gelehrten im Lande, die Pfleger der Künste und Wrssenschasten. Zugleich waren sie auch die Aerzte, doch so, daß Jeder nur für eine bestimmte Krankheit die Heilmittel studirte. Es gab also Aerzte für Augenkrankheiten, Magenkrankheiten, für gebrochene Glieder u s w wie das auch bei uns zum Theil der Fall ist. Von ihrer Kenntniß der Naturkräfte zeugen die Wunder, die sie vor den Augen des Moses verrichteten. Darum wurden sie auch vom Volke als Zauberer angesehen Der Oberpriester wohnte am Hofe des Königs; die Söhne der Priester hatten die vornehmsten Stellen bei Hofe, und mit ihnen wurden die Prinzen erzogen. Mit ängstlicher Genauigkeit ward dem Könige vorgeschrieben, wann er aufstehen, opfern, essen, zu seiner Gemahlin gehen durfte. In der ersten Stunde nach dem Aufstehen wurden die Depeschen eröffnet. Dann verfügte sich der König, angethan mit prächtigen Gewändern, Krone und Scepter, nach dem Tempel. Hier predigte ihm der Oberpriester, was für Eigenschaften ein guter König haben müßte, und las ihm einen Abschnitt aus der Reichsgeschichte vor, um ihn zu belehren. Nächst den Priestern waren die Krieger die angesehenste Kaste. Diese bildeten aber nicht ein stehendes Heer von Söldlingen (Soldaten), wie bei uns. Der Gedanke eines Miethheeres, welches Leib und Leben einem Herrn verkaufte, kam den weisen Aegyptern gar nicht in den Sinn. Das Gesetz hatte den Kriegsdienst einer Klasse der Nation als ein Vorrecht überttagen und damit eine Ausstattung an Ländereien verbunden, die ihr erblich blieben wie ihr Beruf. Die Aegypter dachten, daß es vernünftig sei, die Obhut des Staates Leuten anzuvertrauen, die Etwas besaßen, dessen Vertheidigung ihnen am Herzen lag. 7. Götter- und Thierdienst. Die Aegypter sind wohl das frömmste Volk gewesen, das je gelebt hat. Sie hatten eine Menge von Gottheiten, die sie verehrten und heilig hielten ; vor Allem war es der Nilstrom, der den Grund- und Mittelpunkt bildete ihres Gottesdienstes. Aegypten ist ja nichts als ein.stücf Pflanzenerde im Wüstensande, geschaffen und erhalten durch den Nil. Daher wurde dieser wohlthätige Strom nicht nur durch den Beinamen des Heiligen, des Vaters und Erhalters gefeiert, sondern als ein Gott verehrt, ja als das sichtbare Abbild der obersten Gottheit Ammon betrachtet , der in dieser Gestalt Aegypten belebte und bewahrte. Darum nannten auch die Griechen den Nil den ägyptischen Jupiter. Die ägyptischen Philosophen hatten sich am Himmel ähnliche Einteilungen ersonnen wie auf Erden, sie hatten einen himmlischen und einen irdischen Nil. Der himmlische Nilgott hat drei Vasen, als Sinnbilder der Ueberschwemmung: eine dieser Vasen bezeichnet das Wasser, welches Aegypten

5. Die vorchristliche Zeit - S. 125

1877 - Leipzig : Brandstetter
125 zu ihm zu gehen, weil er arm war. Sokrates, der seinen Wunsch merkte, fragte ihn: „Warum scheuest du dkh vor mir?" — „Weil ich nichts habe, das ich dir geben könnte." — „Ei," erwiederte Sokrates, „schätzest du dich selbst so gering! Gibst du mir nicht sehr viel, wenn du dich selbst mir gibst!". 3. Tov des Sokrates. Es war vorauszusehen, daß sich Sokrates durch seine ausgezeichnete Weisheit und Tugend bei dem großen Haufen seiner schon sehr verdorbenen Mitbürger Haß und Neid zuziehen mußte. Sie verleumdeten ihn und suchten ihn auf alle Weise lächerlich zu machen. Als ihnen das nichts half, verklagten sie ihn öffentlich. Sie beschuldigten ihn, er glaube nicht an die Götter seiner Vaterstadt, auch verderbe er durch seine Lehre die Jugend; darum müsse er als staatsgefährlich hingerichtet werden. Sokrates, bereits ein Greis von 70 Jahren, fand es seiner unwürdig, sich gegen solche Anklagen weitläufig zu vertheidigen. Er wies auf sein öffentliches Leben hin, betheuerte, daß ihm seit 30 Jahren nichts mehr mit Herzen gelegen habe, als seine Mitbürger tugendhafter und glücklicher zu machen, und dazu habe ihn eine innere göttliche Stimme getrieben*). Eine so freimüthige Vertheidigung erbitterte aber die Richter. Denn sie hatten erwartet, er würde, wie andere Verbrecher, durch eine lange Rede unter Bitten und Thränen um Mitleid und Begnadigung flehen. Darum schickten sie ihn vorläufig in's Gefängniß. Hierhin brachte ihm einer seiner Freunde, Lysias, eine sehr schön ausgearbeitete Vertheidigungsrede, die sollte er halten. Sokrates las sie und fand sie schön. „Aber" — sagte er — „brächtest du mir weiche und prächtige Socken, ich würde sie nicht anziehen, weil ich es für unmännlich halte." Damit gab er ihm die Rede zurück. In der nächsten Versammlung wurden die Stimmen über ihn gesammelt. Eine geringe Mehrheit von drei Stimmen verurtheilte ihn zum Tode. Sokrates hörte sein Todesurtheil mit der größten Ruhe, nicht aber seine Schüler. Sie drängten sich mit Thränen in den Augen zu den Richtern und fleheten und boten eine große Summe Geldes für die Freiheit ihres Lehrers. Sie wurden aber abgewiesen. Sokrates nahm Abschied von den Richtern, die für ihn gestimmt hatten und verzieh auch denen, die ihn verurtheilt. Mit heiterer Miene, festem Schritte und edler Haltung entfernte er sich hierauf aus dem Gerichtshause und begab sich in das Gefängniß zurück. Seine Freunde gaben ihm das Geleite. Als er einige derselben Thränen vergießen sah, sprach er: „Was soll das, daß ihr erst heute weint? Wußtet ihr nicht schon längst, daß die Natur, als sie mir das Leben gab, mich zugleich auch zum Tode verurtheilte?" Apol- *) Marc. 14, 61 rc. Bist du Christus, der Sohn des Hochgelobten? Jesus aber sprach: „Ich bin's." Da zerriß der Hohepriester seine Kleider und sprach: ,Zlas bedürfen wir weiter Zeugen?"

6. Das Mittelalter - S. 93

1877 - Leipzig : Brandstetter
93 Diese treffende Antwort rührte den Kalifen. Auf der Stelle befahl er, daß man der Klägerin allen erlittenen Verlust ersetzen sollte. 7. Glanz des Kalifenthnms. Bagdad, vom Kalifen Al Mansur erbaut, wurde unter Harun al Raschid so glänzend und prächtig, daß die arabischen Märchen noch lange davon zu erzählen wußten. Es hatte 10,000 Moscheen und eben so viele öffentliche Bäder, 105 Brücken, 600 Kanäle, 400 Wassermühlen, 4000 Trinkanstalten und eben so viel Brodbuden, 100,000 Gärten, prächtige Paläste und Springbrunnen. Das Schloß des Kalifen hatte 7 Höfe und 10,000 Mamelucken bildeten die Dienerschaft des Herrschers. Am glänzendsten entfaltete sich die arabische Baukunst mit ihren schlanken Thürmen, runden Kuppeln und prachtvollen Thoren in dem sogenannten Rund-b o g e n st y l. Ein schönes Gebäude war die Moschee in Kordova; sie war 350 Fuß tief und 450 Fuß breit und bestand aus 19 Schiffen, welche durch 150 Säulen und Bogen getrennt wurden. Die 19 ehernen Thore waren mit Goldblech überzogen, der Boden der Kapelle von Gold und Silber und das Ganze durch zahllose prachtvolle Lampen erhellt. Das Königsschloß Alhambra in Granada zeigt noch in seinen Ruinen den ehemaligen Glanz und Reichthum seiner Bauart. Die Höfe hatten kühle Springbrunnen, Balköne öffneten herrliche Aussichten auf die Schneegipfel des nahen Ge* birges, die Wände der Säle waren wie bunte Teppiche mit schönen Steinen gemauert und schlanke Säulen trugen schattige Hallen. In den Gärten dufteten Rosenhecken und in den Kronen der Palmen fächelte der laue Wind. Aehnliche Pracht war in Aegypten, in Persien bis zum Thal des Ganges zu finden, wo Delhi noch voll Trümmer arabischer Bauwerke ist. Auch in den Wissenschaften zeichneten sich die Araber aus. Sie lernten Griechisch, übersetzten die Werke griechischer Aerzte, Sternkundiger und anderer Gelehrten in ihre Sprache, legten Schulen an, Sternwarten und Laboratorien zu chemischen Versuchen, und mancher deutsche Geistliche wanderte nach Spanien, um dort zu lernen. Die Araber haben die ersten Apotheken und Hospitäler gehabt, aber auch den Aberglauben aufgebracht, daß man mit einein Spruch aus dem Koran die fallende Sucht zu heilen vermöge, oder daß man aus der Stellung der Gestirne sein künftiges Schicksal errathen könne (Astrologie). Manche Wörter aus ihrer Sprache sind in die Sprachen Europa's übergegangen, wie z. B. Algebra, das Rechnen ohne Ziffern mit allgemeinen (Buchstaben-) Zeichen, Alkali, Laugensalz, denn die Araber gewannen unser Laugensalz (Pottasche) aus einer Pflanze, welche sie Kali nannten; Zenith und Nadir (Scheitelund Fußpunkt) und viele andere. So hat der Islam auch wieder bildend und befruchtend auf die christlich-europäische Bildung zurückgewirkt, einem Strome gleich, der Anfangs Alles zu überschwemmen drohte, dann aber verlief und einen düngenden Schlamm zurückließ, aus welchem neue Ernten hervorwuchsen.

7. Vaterländische Geschichte - S. 149

1900 - Berlin : Nicolai
149 4. Auch in der Entwickelungsgeschichte der Stadt Berlin wird Friedrichs Name rühmend genannt. Durch das schnelle Anwachsen der Vorstädte erfuhr die Stadt eine bedeutende Vergrößerung; damals entstand die Spandauer-und die Königs-Vorstadt. Ein neuer Stadtteil wurde planmäßig angelegt und nach dem Könige „Friedrichstadt" benannt. Ihm verdankt auch das große Friedrichs-Waisenhaus seine Eutstehuug. — Am 18. Januar 1709 wurde Berlin-Kölln mit den Vorstädten zu der Stadtgemeinde Berlin vereinigt. Um die Stadt vor Überschwemmungen zu schützen, errichtete man die Uferdämme der Spree. Durch Aulage von Baumalleen an den nach den Vororten führenden Straßen wurde auch Berlins Umgebung verschönert. e) Seine Gemahlin Sophie Gyarlotte, eine hannoversche Prinzessin, war hochgebildet und beteiligte sich ungern an den prunkvollen Festlichkeiten, liebte vielmehr gelehrten Umgang. Auf ihre Veranlassung wurde Leibuiz, einer der berühmtesten Gelehrten jener Zeit, nach Berlin berufen. Das für die Fürstin hergerichtete Schloß in Lietzow bei Berlin erhielt, wie der Ort, den Namen „Charlottenburg". In Berlin wurde für sie das Schloß Monbijou erbaut. Die „Sophienstadt" erhielt nach ihr den Namen. Wie später Friedrich der Große in Rheinsberg und Sanssouci, so sammelte sie in ihrem Heim einen Kreis gelehrter Männer um sich und war bemüht, Bildung und gute Sitten auch unter ihrem Volke zu verbreiten. Leider starb sie schon im 37. Lebensjahre. Anmerkung. Schon 1582 hatten auf des Papstes Veranlassung die katholischen Völker den „gregorianischen" Kalender angenommen. Mit dem Fortschritt der Wissenschaft überwaudeu auch die Evangelischen ihre Abneiguug gegen die päpstliche Bestimmung und nahmen im Jahre 1700 zum größten Teil den „verbesserten" Kalender an. Zu Aufaug des Jahres 1900 werden auch die griechisch-katholischen Völker diezählnng nach dem jnlianischenkalender aufgeben. t Ii. Zrirdrich Wilhelm I. (1713-40), a) Eigenschaften. Grundfähe. Regierungsantritt. 1. Friedrich Wilhelm I. war von regelmäßiger Gestalt, nicht hoch von Wuchs und wohlbeleibt. Er' hatte einen offenen, redlichen Charakter und zeigte einen nüchternen, klaren Verstand. Das Richtige und Nützliche erfaßte er schuell und scharf; mit unbeugsamer Willenskraft führte er es zum Ziele. Das Schöne und Erhabene machte dagegen nur einen geringen Eindruck auf sein Gemüt. Ein herber

8. Kurzgefaßtes Lehrbuch der Erdkunde - S. 16

1872 - Leipzig : Merseburger
16 3) aus 23 Monden, von denen 1 die Erde, 4 den Jupiter, 8 den Saturn, 6 oder 8 den Uranus, und 2 den Neptun umkreisen. § 15. Die Weltsy steme. 1. Das J)toleimitf'd)C Weltsystem. Schon oie Alten erkannten, daß die Sonne nicht etwa das ganze Jahr an demselben Orte auf- und untergeht oder jeden Tag denselben Bogen beschreibt. Sie sahen vielmehr, daß die Souue und die Planeten das Jahr über an 12 Stern- bildern vorbeigingen, die sie, von der Erde aus gesehen, deckten. Diesen Gürtel von Gestirnen nannte man, weil die einzelnen Sternbilder meist Thiernamen hatten, den Thierkreis oder Zodiacus. In jedem der- selben scheint die Sonne etwa 36 Tage zu verweilen; daher sehen wir auch im Kalender bei jedem Monate die himmlischen Zeichen. Sie heißen: Widder, Stier, Zwillinge (Frühlingszeichen), Krebs, Löwe, Jungfrau (Sommerzeichen), Wage, Scorpion, Schütze (Herbstzeichen), Steinbock, Wassermann, Fische (Winterzeichen). Im allgemeinen galt die Ansicht, die Erde sei der unbewegliche Mittelpunkt der Welt. Um sie drehen sich zuerst der Mond, dann die Sonne, dann die Planeten hinter einander und zuletzt der Fix- sternhimmel in 24 Stuuden von O. nach W. Diese Ansicht wird das ptolemaische Weltsystem genannt, weil der Geograph Ptolemäns in Alexandrien (um 150 n. Chr.) es besonders ausgebildet und gelehrt hat. 2) Das copermcamsche Weltsystem. Bis vor ungefähr 300 Jahren galt das ptolemaische System. Da stellte ein Domherr in Frauen-' bürg, Nikolaus Copernicus, geboren zu Thorn in Preußen 1472, gestorben 1543, ein anderes Weltsystem auf, das seitdem unendlich vervollkommnet, allgemeine Billigkeit erlangt hat. Sein Hauptsatz ist: Die Sonne steht still und wird von ihren Plane- ten, zu denen auch die Erde gehört, umkreist. Die Fix- sierne sind Sonnen für sich. Von allen Seiten wurden Ein- würse gegen dieses System erhoben; man verdammte es als gotteslaster- lich und schriftwidrig. Sogar der berühmte dänische Astronom Tycho de Brahe (1546—1601) versuchte das alte ptolemaische System einiger- maßen aufrecht zu erhalten, indem er behauptete, alle übrigen Planeten bewegen sich zwar um die Sonne, diese selbst aber, mit den Planeten bewege sich um die stillstehende Erde. Diese Ansicht fand aber wenig Eingang, zumal Geister wie Kepler, ein Würtemberger (1571—1630), Galilei, geb. 1564 zu Pisa, gest. 1642, und der Engländer Newton (spr. Njut'n), 1642 geb., 1727 gest., durch ihre wunderbaren Entdeck- nngen die unumstößlichsten Beweise für die Richtigkeit der coperuicani- schen Behauptungen lieferten. B. Die Lrdoöerffä'che. §16. Das Land. l. Die wagerechte oder horizontale Gliederung beschäftigt sich mit der Lage, den Grenzen, der Größe, der Gestalt und dem Verhältnisse des Festlandes zu seinen Gliedern, den Halbinseln und Inseln.

9. Vaterländische Geschichte - S. 149

1898 - Berlin : Nicolai
149 4. Auch in der Entwickelungsgeschichte der Stadt Berlin wird Friedrichs Name rühmend genannt. Durch das schnelle Anwachsen der Vorstädte erfuhr die Stadt eine bedeutende Vergrößerung; damals entstand die Spandauer-und die Königs-Vorstadt. Ein neuer Stadtteil wurde planmäßig angelegt und nach dem Könige „Friedrichstadt" benannt. Ihm verdankt auch das große Friedrichs-Waisenhaus seine Entstehung. — Am 18. Januar 1709 wurde Berlin-Kölln mit den Vorstädten zu der Stadtgemeinde Berlin vereinigt. Um die Stadt vor Überschwemmungen zu schützen, errichtete man die Uferdämme der Spree. Durch Anlage von Baumalleen an den nach den Vororten führenden Straßen wurde auch Berlins Umgebung verschönert. e) Seine Gemahlin Sophie Charlotte, eine hannoversche Prinzessin, war hochgebildet und beteiligte sich ungern an den prunkvollen Festlichkeiten, liebte vielmehr gelehrten Umgang. Auf ihre Veranlassung wurde Leibniz, einer der berühmtesten Gelehrten jener Zeit, nach Berlin berufen. Das für die Fürstin hergerichtete Schloß in Lietzow bei Berlin erhielt wie der Ort den Namen „Charlottenburg". In Berlin wnrde für sie das Schloß Monbijou erbaut. Die „Sophienstadt" erhielt nach ihr den Namen. Wie später Friedrich der Große in Rheinsberg und Sanssouci, so sammelte sie in ihrem Heim einen Kreis gelehrter Männer um sich und war bemüht, Bildung und gute Sitten auch unter ihrem Volke zu verbreiten. Leider starb sie schon im 37. Lebensjahre. Anmerkung. Schon 1582 hatten auf des Papstes Veranlassung die katholischen Völker den „gregorianischen" Kalender angenommen. Mit dem Fortschritt der Wissenschaft überwanden auch die Evangelischen ihre Abneigung gegen die päpstliche Bestimmung und nahmen im Jahre 1700 zum größten Teil den „verbesserten" Kalender an. Gegenwärtig bestimmen nur noch die griechisch-katholischen Länder (Rußland) die Zeit nach dem juliauischeu Kalender. t Ii. Friedrich Wilhelm I. (1713—40). a) Eigenschaften. Grundsätze. Negiernngsantritt. 1. Friedrich Wilhelm I. war von regelmäßiger Gestalt, nicht hoch von Wuchs und wohlbeleibt. Er hatte einen offenen, redlichen Charakter und zeigte einen nüchternen, klaren Verstand. Das Richtige und Nützliche erfaßte er schnell und scharf; mit unbeugsamer Willenskraft führte er es zum Ziele. Das Schöne und Erhabene machte dagegen nur einen geringen Eindruck auf sein Gemüt. Ein herber

10. Grundstufe der Weltgeschichte für Volksschüler - S. 9

1873 - Kempten : Dannheimer
9 zog, um Rache zu nehmen, mit einem noch strkeren Heere nach En-ropa. Sieben Tage und Nchte dauerte der bergang der den Helle-spont, wozu Brcken geschlagen worden waren. Um die ^ Perser aufzuhalten, sollte der Spartanerknig Leonidas den Engpa bei Ther-mopyl Verth.idigen. Heldenkhn geschah dies. Wie oft die Perser auch angriffen, sie wurden stets zurckgetrieben. Als die Perser auf verschiedenen Wegen das Gebirge berstiegen, zogen die Griechen ab, nm nicht umzingelt zu werden. Leonidas mit einem auserlesenen Huf lein blieb, fiel Nachts ins feindliche Lager, richtete hier ein schreck-liches Blutbad an und opferte sich frs Vaterland. Die Perser zerstrten zwar Athen, aber Themiollcs schlug sie gnzlich in der Seeschlacht bei Salamis und Xerxes floh mit Schmach nach Asien zurck. Jene That des Leonidas verherrlichte spter ein Denkmal mit der In-schrift: Sags, Wandere/, in nnserm Baterlande; hier starben wir der Pflicht getreu! Oder: Fremdling, bringe von uns Lacedmons Brgern die Botschaft: Folgsam ihrem Befehl fielen und ruhen wir hier. Fr den weisesten Griechen seiner Zeit hatte das Orakel zu Delphi den S ok rates erklrt. Er war der Sohn des Bildhauers Sophroniskos zu Athen, widmete sich zuerst dem Berufe seines Vaters, sammelte aber spter lernbegierige Jnglinge zur Unterweisung um sich und suchte berhaupt durch Lehre und Beispiel dem damaligen Sittenverfall entgegen zu arbeiten. Er that den Ausspruch: Lerne dich selbst kennen! Durch richtige Selbsterkenntni komme der Mensch zur Erkenntni des Einen Gottes. Feinde, die sogenannten Sophisten, Männer voll Dnkel und Eitelkeit, klagten ihn aus Neid und Rch-sucht an, er verachte die Götter und verfhre die Jugend. Sokra-tes erthcidigte sich in einer klaren Rede; aber seine mnnliche Sprache erbitterte die Richter und der 70 jhrige Greis wnrde mit ein er Mehrheit von drei Stimmen znm Tode verurtheilt. Bis znm legten Augenblick belehrte er noch im Gefngnisse seine Schler, die mit Liebe an ihm hiengen, benzte die ihm angebotene Gelegenheit zur Entweichung nicht und trank, nachdem er gebetet, da sein bergang ins bessere Land glcklich von statten gehen mge, mit ruhiger Miene den Giftbecher 400 v. Chr. Von seinen Lehrszen angeregt gierig eine Reihe ausgezeichneter Weltweisen hervor, worunter Plato und Aristoteles. Arion war ein berhmter griechischer Zitherspielei und Snger anno 600 v. $|r. Gr Mchte eiyst eine Kunstreise nach Italien und
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